Margoro ließ auf sich warten. Als er endlich kam, war sie schon im Begriff, die Anker zu lichten. Nanja empfing ihn höchst ungnädig und Margoro war zornig darüber, dass sie beinahe ohne ihn ausgelaufen wäre.
„Du hättest mir mit deinem Boot folgen können.”
„Und wie hätte ich euch gefunden?”
Nanja grinste. „Einmal um die Insel herum; mein Schiff ist nicht zu übersehen.”
Er war streitsüchtig und suchte nach etwas, wo er gewinnen konnte. Aber er wurde schon leiser. „Es sind meine Pferde”, murrte er.
Da lachte Nanja ihn erst recht aus. „Noch nicht! Erst, wenn du sie bezahlt hast.”
Missgelaunt folgte er ihr auf die Brücke. „Wie sind sie?”
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu; dann konzentrierte sie sich darauf, zwischen den anderen Schiffen hindurch zu steuern. „Sie sind sehr schön. Neben unseren Drachen werden sie zerbrechlich wirken. Doch sie sind stark.”
„Sind sie auch schnell?”
Nanja zuckte die Achseln. „In der Herberge haben sie von dem Rennen geredet. Es ist wohl schon Stadtgespräch.” Sie schaute ihn an. „Ich nehme an, du hast auf die Pferde gesetzt?”
Margoro grinste. „Noch habe ich nicht gesetzt. Mehr als der eigene Einsatz interessiert mich, wie ich die Wetten organisieren muss, damit ich auf jeden Fall gewinne.”
„Hast du denn Männer, die sie reiten können?”
„Ist doch egal, ob jemand ein Pferd oder einen Drachen reitet.”
Margoro zerrte nervös an seinen weiten Ärmeln. Es schien eine Angewohnheit zu sein, denn der Goldbesatz an den Rändern war ganz abgegriffen. „Vielleicht sollte ich nicht Pferde gegen Drachen setzen lassen, sondern auf die einzelnen Tiere?”
Nanja lachte immer weiter. Prustend stieß sie hervor: „Aber du wolltest doch mit den Pferden etwas beweisen.” Sie hörte auf zu lachen und dachte einen Moment nach. „Was für einen Zweck hat das Ganze?”
„Das Volk will unterhalten werden. Das haben die Menschen verdient.”
Also brauchte er die Gunst der Bevölkerung für irgend etwas. Sie musterte ihn von oben bis unten. Diese Landbewohner hatten doch nichts als Macht und Reichtum im Sinn. Und Stroh im Kopf.“
„Renntag in Kruschar“: im Kindle Shop, bei Smashwords (alle E-Book-Formate), iTunes
Nanja, die Piratin, ist die Tochter eines Handelskapitäns und einer Astronomin aus der Stadt Belascha. Als Kind hat sie bei ihrer Mutter gelebt, die Gildenführeri war. Nach dem Tod der Mutter verließ sie Belascha und der Vater zog sie auf seinem Schiff groß.
Sitaki, der auch jetzt noch ihr Steuermann ist, lehrte das kleine Mädchen alles, was es über die Seefahrt wisen muste. sie erbte das Schiff von ihrem Vater und wurde Kapitänin.- Nachdem sie auf dem Schiff groß geworden ist, hat sie von Männern im Allgemeinen eine recht geringschätzige Meinung. Was zuweilen zu Problemen führt. Zumal sie nur schwer davon zu überzeugen ist, dass sie keineswegs immer alles besser weiß.
Sie besorgte sich einen Kaperbrief und wurde bald für ihre kühnen Unternehmungen berühmt. Jedem Kind auf der Dracheninsel ist „die Piratin“ ein Begriff.
Als Hochseebewohnerin wird sie auch von den Elfen geschätzt. Den Söldnern von Dhaomond hat sie ein Drachenei abgejagt. So ist sie nicht nur zu einem Flugdrachen gekommen, den die Elfen ihr dann gezähmt und anvertraut haben. Obendrein kennt sie das große Geheimnis der Drachen, das den gewöhnlichen Inselbewohnern verborgen bleibt.